loslabern – Rainald Goetz

13. January 2010 | von

Dann fange ich mal mit dem Buch an, das ich vorhin zugemacht habe: LOSLABERN von Rainald Goetz. Ich kann mich jetzt nicht erinnern, ob das Wort auch wirklich groß geschrieben ist, aber so vieles ist mir großgeschrieben hängengeblieben an diesem Buch, wie ja an Rainald Goetz generell. Und überhaupt. Ob der Titel groß- oder kleingeschrieben ist, wird sich gleich beantworten, wenn ich das Foto schieße, um es dem Text voranzusetzen, daher ist es eh egal, aber gut, worum geht es in LOSLABERN. Das Buch ist eine Totalanalyse des Rainald Goetz in seiner Totalgegenwart der Nullerjahre. Der Ansatz ist wirklich der: loszulabern, ein durchgehender Gedankenstrom, fast gebetsmäßig niedergeschrieben, es liest sich als wäre man in eine Stromschnelle geraten und dem ganzen Geschehen der Nullerjahre ausgesetzt, höchst subjektiv, immer aus der Perspektive des Rainald Goetz, der wie ein überdimensionierter Schwamm alles um sich herum aufsaugt und beim Auswringen alles zu interpretieren versteht, Zusammenhänge zu erkennen vermag, immer ein bisschen zu aufgedreht im Ton, immer ein bisschen zu nervös, immer so, als müsste es raus aus ihm, der Text hat etwas entfesseltes an sich, als hätte hier das Hirn darauf gewartet, losgelassen zu werden, um alles drumherum aufzusaugen, wir sitzen beim ihm im Nacken, wie er sich durch die Berliner Republik bewegt, alle haben sie ihren Auftritt: Döpfner, Kracht, Schirrmacher, Tellkamp, Piechl, Diekmann, nur um mal ein paar zu nennen, die mir jetzt auf Anhieb einfielen, aber auch Don Alphonso taucht auf, Andrea Diener, der Don kriegt sogar eine Doppelseite voll des Lobes, wir streifen mit Goetz durch die Frankfurter Buchmesse, hören ihm beim Denken zu, über die einzelnen Persönlichkeiten, denen er begegnet, was ihn mit denen verbindet, was für Blödsinn er gedacht hat, wie er die Gedanken korrigiert, dann wieder eine Vernissage, ein Abendessen, wir immer im Nacken und hören zu beim Erfassen der Gegenwart.
Sehr klug. Sehr ungeniert. Sogar amüsant, wenn man will. Ich habe es geliebt. Aber das wusste ich vorher schon.

2 Responses to “loslabern – Rainald Goetz”

  1. Anselm Neft Says:

    Hui. Das ist so ein Buch, das für eine Weile auf das eigene Schreiben abfärben kann, oder? Bestimmt macht es auch Spaß, sich das Buch gegenseitig laut vorzulesen. In einem Rutsch.

  2. Matthias Mader Says:

    “Sehr klug. Sehr ungeniert. Sogar amüsant, wenn man will. Ich habe es geliebt. Aber das wusste ich vorher schon.”
    ging mir genauso. wer goetz mag, wird loslabern toll finden. die anderen werden sich dadurch wahrscheinlich kaum bekehren lassen. aber trotzdem eine tolle erfahrung, ihm beim versuch, der wirklichkeit & der wahrheit schreibend auf die schliche zu kommen, sozusagen über die schulter schauen zu dürfen.