Henrike Heiland: Von wegen Traummann

18. April 2010 | von

HeilandTraummannDer Roman fängt so an:
Meine Mutter konnte jedes Mal riechen, wenn ich Sex hatte. Sie roch es drei Straßen weiter in ihrer Wohnung. Spätestens, wenn ich mir den BH aufmachte, nahm sie Witterung auf. Tastete ich nach den Kondomen neben dem Bett, griff sie zum Telefon und wartete. Kurz vorm Höhepunkt begann sie zu wählen. Und das Klingeln brachte mich natürlich komplett raus.

Charlotte hat seit anderthalb Jahren den perfekten Freund: Frank ist reich, verheiratet, aufmerksam und romantisch. Er kommt jeden Mittwoch, bringt Blumen mit und verwöhnt und verführt sie. Perfekt.
Nur, dass sie dann doch irgendwann gern etwas Richtiges hätte. Einen Mann nur für sich, eine offizielle Beziehung, einen, der immer da ist. Nicht nur Mittwochs. Kaum hat sie Frank das gesagt, da verlässt er Frau und Tochter und steht mit Sack und Pack in ihrer Wohnung. Und schnell stellt sich raus: doch nicht so ein Traummann. Nur, wie wird sie ihn jetzt wieder los? Wo er doch ihretwegen seine Familie verlassen hat?

Ich gestehe: ich bin mit Henrike Heiland befreundet. Und normalerweise lese ich keine lustigen Frauenromane. Aber ich kenne das Genre, denn ich habe reichlich davon übersetzt. Und weiß, dass es auch diese Sorte Bücher in höchst unterschiedlichen Qualitäten gibt. Manche sind wirklich nett und lesen sich einfach so weg, andere sind kaum zu ertragen. Ich habe heute Nacht bis drei Uhr durchgelesen, weil es eben so ein Buch ist. Zum einfach immer Weiterlesen. Ohne großen Anspruch, aber nett.
„Von wegen Traummann“ ist – ich möchte fast sagen: logischerweise – voller Klischees (Reiterhof!) und bietet wenig Überraschungen; das gehört so, denn so funktioniert das Genre. Wundervoll ist, dass es die übliche Geschichte lustiger Frauenbücher umkehrt. In allen anderen geht es darum, den Traummann zu kriegen. Hier soll er weg. Hervorragend! Was ich auch sehr mag, ist, dass die Hauptfiguren so ihre Macken haben, aber nicht zu viele, und dass auch die Nebenfiguren einen Charakter haben dürfen und durchaus präsent sind, nicht nur Stichwortgeber. Und zu lachen gibt’s auch was. Schön, um einfach mal kurz abzutauchen. Badewanne, Balkon, Strand.
Henrike Heiland steht im Regal zwischen Heere Heeresma und Jakob Hein.

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