Von der Liebe im Sterben

2. May 2010 | von

Feridun Zaimoglu, Liebesbrand

IMG_0055Die Liebe kommt über Zaimoglus Helden David wie ein Hieb: Verletzt liegt der deutschtürkische ehemalige Banker aus Kiel nach einem Busunglück in der Türkei auf der Straße, als eine junge, schöne Frau mit einem auffälligen Ring erste Hilfe leistet und ihn tränkt. David verliebt sich nicht: David fällt in Liebe.

Mit nichts als dem Ortskennzeichen ihres Wagens und der Erinnerung an ihr Schmuckstück fährt er – nach einigen Tagen im Krankenhaus zurückgekehrt nach Deutschland – erst nach Nienburg, wo sie wohnt, um sie dann quer durch die geschichtengetränkte Mitte Europas, Prag und Wien, zu verfolgen. Tyra aber – so heißt die fremde Frau – bleibt David gleichgültig. Mehr als eine Nacht wird David von Tyra nicht erhalten, und in ihrer sonderbar somnambulen Kühle spürt man eine Irritation, etwas Lebloses vielleicht, und selbst ihrer Bekehrung zum Katholizismus haftet etwas Verneinendes, Lebensfeindliches an. Fast bedauert man David für seine so spröde Wahl, wenn es denn eine Wahl wäre und nicht vielmehr Schicksal und Verhängnis. Für die wärmere Zuneigung der Pragerin Jarmila bleibt David unerreichbar.

Zwischen David und Tyra geht es nicht um die Liebe, die mit Glück in einem Haus am See mit Rosen im Garten endet. Zaimoglu erzählt keine Geschichte von Freundlichkeit und Helle, und die märchen-, nein, legendenhaften Einschübe, die Monstren und Sonderlinge, die Davids Weg kreuzen, sind interessant, aber nicht liebenswürdig. Es ist hier die Rede von der schwarzen, der harten und spiegelnden Seite der Liebe, deren Pfade alle in den Hades führen, so dass die ersten Worte dieses Romans wohl in einem tieferen Sinne von Wahrheit künden, wenn es heißt:

„Es wurde dunkel, es wurde hell, dann aber starb ich.“

Es stirbt sich alles in allem recht gut in diesen Zeilen.

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