Die kleine Schwester der großen Liebe

9. March 2010 | von

IMG_0019Irinas Buch der leichtfertigen Liebe, Tim Krohn

Manchmal sitzt man mit Freunden an einem Tisch irgendwo und spricht über die Liebe wie über eine ernsthafte Krankheit mit mal mehr, mal weniger schwerem Verlauf. Wie ein siamesischer Zwilling hängt an solchen Tagen an der Liebe das Problem, alles erscheint unglaublich problematisch, so schwer wie ein Wackerstein und so dunkel wie Schwarzbrot. Manchmal aber, seltener, wirft die Liebe alles ab, was muffig ist, tanzt in Chiffon und mit losen Locken barfuß über grünen Rasen, und verstrickt alles, was ihr in die Quere kommt, mit leichten Girlanden aus Rosen, grünen Blättern und Duft. In diesen Momenten wird es dann richtig gefährlich.

Einen Anstoß braucht es dazu kaum. Bisweilen reicht – wie in diesem charmanten Buch des mir bisher völlig unbekannten Herrn Krohn – eine falsche Faxnummer, und die Verhältnisse beginnen zu schwingen. Aus einem russischen Ehepaar in Paris, einer alten Freundin, deren Assistenzarzt, einem kleinen Kind (und einem zweiten noch viel kleineren) und einer ehemaligen Geliebten aus Schweden wird ein luftiges Ballett aus Sommer und begehrten, begehrlichen Körpern. Nichts sieht ernsthaft aus,  alles zeigt sich auf einmal von ganz anderer, appetitlicher, duftender Seite, und vor den Kulissen von Moskau und Paris und einem Seebad am Atlantik zieht der Erzähler eine kleine Geschichte auf, die so luftig erscheint wie ein Baiser. Als sei dies noch nicht genug des Unernstes, der lachend-augenzwinkernden Plauderei, bindet Krohn sein Romanpersonal in eine Rahmenhandlung ein, die wiederum eine Liebesgeschichte erzählt, mit Irina nämlich, der über die 170 schnell gelesenen Seiten die Liebe ausgemalt wird, wie wir alle sie uns bisweilen wünschen: Als ein lachender, tanzender Puck, des großen Pan kleine, spitzohrige Schwester, der man sogar ein paar sprachliche Schwächen und handfeste Klischees verzeiht wie einem hübschen Kinde Sommersprossen oder ein ganz, ganz leichtes, reizendes Lispeln.

One Response to “Die kleine Schwester der großen Liebe”

  1. me. Says:

    dieser schreibfluss nimmt mir jedes mal den atem, wie berauscht. den titel werde ich mir beizeiten besorgen.